Mittwoch, 6. November 2013

Kondolenzdrink- Besuch im Ritz carlton, das neue Berlin im alten westen


Es trafen sich Tamara Schlosser, die Abelton, Alexander von Altenbokum und der Brokdorf - Für den Anlass des „Kondolenz Drinks“ wählten sie die neueröffnete bar des Ritz carlton. Die bar war im dritten Stock , die durchgehenden Glasfenster trafen spitz aufeinander und eröffneten den blick auf das Bikini und die eingerüstete Kaiser Wilhelm Kirche - die stadt spiegelte sich in den dunklen scheiben und damit war der das ganze semi globale, virtuell  ortlose Berlin jetzt irgendwo auch im alten Westen angekommen.

Alle trugen schwarz, Brokdorf konnte gar nicht sagen ob aus Rücksicht auf den Trauerfall oder eben weil es der aktuelle  common style war - Die Ladys sahen in den dunklen Sachen natürlich super aus, von altenbokum und Brokdorf machten in ihren Anzügen (allerdings bei der play safe marke Paul Smith nun auch keine  keine große Kunst) –ebenfalls eine gute Figur.


Schlosser konnte beim Thema mitreden. ihr Vater war ebenfalls verstorben. Allerdings nicht unerwartete, er hatte 3 Jahre mit der Krankheit zu gebracht. Die beiden Halbwaisen zeigten sich  Schmuckstücke aus dem erbe,  Tamara Schlosser eine goldene kette – der Brokdorf eine ebenfalls goldene Uhr.


Brokdorfs Vater war 14 Tage auf intensiv gelegen , beide wussten also wies zuging im medizinischen komplex – und so erzählten sie sich ein paar stories etwa über die fragilen Interaktionen wie sie sich zwischen Ärzten, Pflegern, putz Personal und eben Patienten und verwandten zutrugen.


Brokdorf parodierte wie die ärzte die im leichtenDialekt Fragen stellten wie; „ wollt ich ihr noch reaninmeren oder solln ma ihn wenns ganz schlecht wird auf station nauf ?“, -

Tamara Schlosser lachte – und sagte das heutige Medizin System lässt sich am besten mit dem Fitnessstudio als dem aktuell schärfsten Bild unserer endkapitalistischen multioptionskultur beschreiben - bei ihrem Vater sei es leider am Ende so gewesen, dass er auf gar keine Behandlung mehr ansprechen wollte, die Apparate und Facilties konnten nichts mehr bieten und daher wurde ihr Vater vom kurativen Strang ausgeschlossen und musste in die palliativ Medizin rüber wechseln. Sie habe das natürlich unendlich schade gefunden und es war nicht einfach gewesen. am ende hat er es dann geschafft.


Brokdorf wollte wissen ob es letzte Worte oder so was gegeben hat - - Schlosser erläuterte dass ihr Vater jeder Tochter einen ausführlichen handschriftlich verfassten Brief hinterlassen habe.

Brokdorf sagte ach so und erzählte, dass sein Bruder in der Nacht des Ablebens seines Vater dessen Zimmer detektivisch und verzweifelt durchwühlt hatte. Sein Bruder habe wohl etwas dass man als persönliche Botschaft ansehen kann haben wollen – Nach langer Suche sei ihm aber nichts außer einem sehr klaren und rechtlich bindenden Testament in die Hände gefallen .


Brokdorf meinte, er sei der ältere Bruder und damit der erste Sohn seines Vaters und er habe ein  tieferes Verständnis für seinen Vater gehabt. Eine lange Krankheit hätte auch seinen Vater zum briefeschreiben motiviert und forciert, aber das wäre die absolute total Belastung gewesen. er sei froh, dass Witze die letzten Worte waren, die sein Vater hier auf der Erde von sich gegeben hat.


Im weiteren Gespräch kamen sie dann ab von diesen sehr privaten Sachen und kamen auf allgemeinere Themen, wie die politischen Implikationen, auf die Fragen der Ressourcen Verteilung. Die macht der Techno Medizin etc. zu sprechen.


Von altenbokum (beide Eltern inklusive Großeltern noch am Leben) konnte das nicht nachvollziehen und meinte "wir sind so reich und das Problem der Ärzte ist doch vor allem ein zu viel an Möglichkeiten.-"

Brokdorf wusste, dass der von altenbokum (vielleicht wegen anderer Interessen vielleicht wegen seines namens) sich weder theoretisch noch praktisch jemals mit dem Thema Klassenkampf beschäftigt hatte und daher diesen Dingen gegenüber kein Verständnis aufbringen konnte. Der Brokdorf verzichtete aufgrund der fortgeschrittenen Zeit dem von altenbokum diese komplexen Zusammenhänge auszuleuchten und bestellte die Rechnung.


Bevor diese gebracht wurde kommentierte der Brokdorf noch von Altenbokums Präsentation der Geschäftszahlen bei der Sichtbarkeits Messung. „ ich fand das den total Hammer wie du in 90 Minuten Meeting rasant und straight mit wenn anders kontextualisiert einfach nur als Schwachsinn zu bezeichnenden zahlen durchmarschiert bist und im Grunde alle und alles auf deine Strategie committet hast- die zwei zahlen zum einen die null und dann die 18 Millionen waren echt irre , beide gleichermaßen unvergleichbar, imaginär unangreifbar- grandios, gratulations!“

Von Altenbokum bedankte sich und meinte „ wir wollten doch alle schon mal Derrida auf ner Gesellschafterversammlung spielen. Der einzige ders nicht reinkriegt ist mein Bruder, für den ist ja auch Goethe immer noch Geist – mich wundert warum der mit seinen Aktien so viel Geld verdient. Wahrscheinlich liegt es daran, dass er sich den Wirtschaftsteil der FAZ mit der gelichen hochachtung und aufmerksamkiet reizieht wie die farbenlehre-“

Brokdorf lachte und bezahlte. Es waren ein Whisky ein Pina colada und drei Café geworden und er rundete auf 50 euro auf. Trotz gewisser anfangs Probleme hatte sich der Service den Abend über eingependelt, einziges Manko blieb die laute live Musik, Insgesamt kann man die bar für Anlässe dieser Art empfehlen.

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