Sonntag, 5. August 2012

aktion II "die Aufgabe des Menschen" verbrennung / climax




Der Aufbau der Installationen am Teufelsberg erfolgte reibungslos. Andreas (Hannibal) Heilmann und Sebastian Brockdorf waren nach dem Einkauf, Transport und dem Testaufbau mit den Werkzeugen und den Materialien vertraut . Mit leichter Hand errichteten sie auf dem ausgewählten Platz drei , jeweils zwei meter hohen buche balken. Mit einem akkuschrauber befestigten sie das Stand Holz.














Dann arretierten sie die in Brennspiritus getränkten kunstwerke und alles war bereit zur Verbrennung. Jens Buback übernahm die Feuerwache.

gegen 9 Uhr abends starteten wir am Parkplatz . leider fehlten die allermeisten Teilnehmer. Brockdorf wartete noch 15 Minuten auf Nachzügler .Weder die wissenschaftliche Leitung noch die Rechtsberaterin konnten kommen, Verena Becker war aufgrund aktueller Themen dringend nach Bayreuth gerufen worden, und Alina Cho Abelton war in Genf unabkömmlich.

Schließlich setzten wir uns in Bewegung. Uns voran ging die Puschkinowa, vor ihr Manuel Brentano der das Ereignis mit der Kamera festhielt. die Puschkinowa sang ein aus der antike stammendes, dem Apollo gewidmetes Lied einen sogenannten paain. Sie begleitet sich auf einer schildkrötenpanzer Lyra.

Keiner von uns Teilnehmern wusste so ganz, warum wir hier waren und was wir genau taten und daher fielen unsere Blicke ratlos auf die umgebende Natur und obwohl oder weil wir so wenige waren stärkte uns der Gesang, die gemeinsame Bewegung, und die schlichte Anwesenheit der anderen. So gingen wir die beiden Serpentinen des Weges nach oben. Manche gaben sich die Hand, wie Zhang Zeo und Karl Brauchitsch (im schneeweisen Anzug von Herr von Eden), die beiden Japaner Aiko Osaka und Tsunetami Aida hielten die Hände auf dem Rücken verschränkt, die aus Dresden angereiste Andrea Tiger (mit weisser Gucci Sonnenbrille) folgte und das Schlusslicht bildeten Tamara Krenz und Alexander von Altenbockum (in einer hell beigen strickjacke von Wölfen)















als wir oben am Plateau ankamen, waren wir erstaunt, dass sich bereits eine ganze Menge an leuten eingefunden hatte und so mischten wir uns mit den Fremden.

Brockdorf hielt sein smartphone nach oben und erläuterte zweck und ablauf der aktion., die Aufforderung zum filmen war ganz unnötig- denn die meisten der anwesenden waren pure natives , ganz und gar digital, die natürliche art ihrer Wahrnehmung bestand darin, dass sie ihr smartphone wie ein drittes auge gebrauchten - niemand von ihnen hätte so eine erfahrung nur für sich alleine beansprucht, alle haben es aufgezeichnet, weitergeleitet, gepostet, getauscht.

Die Tänzerin Katari begann mit der Verbrennung. Katari gelang es trotz der Herausforderungen der Anhöhe und des Windes nach mehreren Bemühungen die Arbeiten zu entzünden. Ihre Bewegungen waren gleitend, elegant und sparsam, ihr Gestus heroisch konzentriert. Zum Abschluss legte sie den Kopf in den Nacken und richtete ihren Blick auf die leere Weite des Himmels.

Jede der Arbeiten verbrannte in dem ihr eigenem tempo: als erstes die Miniatur der sonnenbox von Tatsuya Higuchi sie flammte kurz und hell auf .













Dann das Kunstkleid von Joulia Strauss , es bäumte sich in hochschlagenden flammen, wie der leib des schuldigen im autodafe.













als drittes die Leinwand von Dennis Rudolph. wider Erwarten erwies sich das Bild als besonders widerständig, der Künstler selbst musste eigenhändig mehrere Male spiritus dazugeben um die Flammen erneut zu entzünden.














http://www.youtube.com/watch?v=iK9Pocq7NXo&feature=player_detailpage

im Gegensatz zu den zurückliegenden aktionen waren wir völlig gegenwärtig und ganz bei der Sache – vielleicht auch weil das Element mit dem wir hantierten von ursprünglicher Gefahr war. Wir die Mitglieder der Sammlung und Bewegung am schwarzen Grund waren im Aufmerksamkeitsmodus des Arbeiters angekommen -wir waren ganz eins mit der tätigkeit und im fluss der aktion. kein darüberhinus , kein daneben. Dieser flow schien einigen ein erster schatten der singularität zu sein.

irgendjemand hatte auch zwischendurch das Gerücht gestreut, dass die polizei patroulie fährt und in der regel innerhalb von 25 minuten erscheint . daher bauten wir nach Abschluss der Aktion alles ohne verzug ab, wir verteilten die drei balken, das kleine holz, sammelten die asche ein und begannen mit dem abstieg über die treppen.

Joseph Ascott (wie immer einen original bardolini hut auf dem kopf) interviewte die puschkinowa. Sie sagte: „ich habe kein Mitleid mit dem Verbrennen meiner kunst. es war ein clearing, übrig bleibt die Spur im Gedächtnis die mir, so wie ein Leuchtspurgeschoß, das Nachts ein großes Manöverfeld erhellt zeigt, wie offen das Gelände nach allen Seiten hin ist.“

anschließend sind einige noch in die Schnapsbrennerei leydicke gegangen, der Joseph Ascott erhob sein Glass und gab einen Tost auf das Ende der analogen Kunst und den beginn der digitalen. Obwohl das offensichtlich nicht die Sache war um die es ging prosteten wir ihm alle zu.

so standen wir zwischen dem Tresen und der Holzwand - wie im schützengraben vor dem nächsten angriff.

Andreas (hanniball) heilmann hatte klaus schulze aufgelegt, eine musik die der gastwirt Raymund ablehnte, für Raymund war das „future scheisse“. Brockdorf sagte „yes future , but from yesterday-. future has gone. its onyl NOW left“. raymund erwiderte: „oh mann - No future and england is screaming - alter - das ist alles so lange vergangen wie mein laden hier“.

Nachdem sie noch von den Speisen gegessen hatten und nachdem sie getrunken hatten gingen alle bald nach hause. Die puschkinowa wurde von karl brauchitsch in dessen Mercedes SL 350 gefahren, der Brockdorf fuhr mit Manuel Brentanos rechtslenkendem Jaguar / Daimler xj 40.