Mittwoch, 13. Juni 2012

Praxisseminar I "Die Aesthetik des Widerstandes" le etat et moi et occupy














als sie auf der Museumsinsel vor dem Pergamonmuseum, angekommen waren, sagte die Puschinkowa - "hier hinein " und rollte dabei das „r“ betont russisch "hierrrr also" sagte sie " haette die occupy bewegung ihre zelte bringen sollen - warum nur okkupieren die ein Haus, das bereits ein besetztes Haus ist? verrrückt !" die Rechtsberaterin der Sammlung und Bewegung am schwarzen Grund hingegen meinte: " eine echte Besetzung hätte komplexe versammlungs- und versicherungsrechtliche Fragen aufgeworfen , das hat jetzt so auch seine Vorteile."

Verena Becker verteilte schließlich die Eintrittskarten und sagte – "Auf gehst, wir gehen da jetzt rein!"

Am fuenften Mai zweitausend und zwoelf in etwa zu der in der Einladung angekündigten zeit- sassen wir -die Teilnehmer am Praxisseminares auf den Stufen des nachgeahmten Zeus Tempels. Auf unseren Knien, eine schwarze Kartonage darauf ein weißes din a 4 blatt, in der Hand einen Bleistift mittleren Härtegrades.

Bevor wir uns an die Arbeit machten - lauschten wir Leonidas Witiko, der an dem Nachmittag erfreulicherweise von den Proben im umliegenden Theater abkömmlich war und mit seiner jungen, und freudigen Stimme die Anfangs Passagen der "Ästhetik de Widerstandes" von peter weiss vortrug.
Vor uns die Fragmente des Giganten Frieses, erleuchtet vom matten gleichmaesig streuendem Oberlicht - unter uns die Besucher, deren Schwarm , mit seiner Bewegung und mit den leisen bisweilen fast andächtig gesprochenen Worten einen gleichförmigen milden Sound erzeugte- eine heitere Gleichwahrscheinlichkeit.












Dagegen setzte sie sich das bedeutungshaltige und klar vorgetragene Signal des textes von peter weiss gut hörbar ab. 

Der Roman hat eine politische Bewegung zum Gegenstand: die an Mut, Intelligenz & Ideal für immer führende und unübertroffene deutsche Arbeiterbewegung. Im Roman trafen sich 3 ihrer Mitglieder - im september 1937 – also zum Zeitpunkt ihrer äußersten Vereinzelung und Bedrängung - an eben dieser Stelle. Ihr Ziel ist es, aus den ästhetischen Signalen des musealen Raumes Anweisung, Material und Hoffnung für die Weiterarbeit zu schöpfen und durch die Bezugnahme auf den großen Rahmen der Kunst (Geschichte, Mythos und Theorie) der Verzweiflung des Augenblickes zu entgehen.

für uns als Kunst Bewegung war es schwer das gesprochene mit der heutigen Gegenwart und mit dem unmittelbar vor uns liegenden zu verbinden und damit das erlebte, vorgestellte und mögliche in einem kohärenten mentalen Modell zu ordnen.

Anstelle, die an sich bereits hoch fragmentierte Reizumgebung zu strukturieren und zu reduzieren, verstärkte die Lesung noch das rauschen. das undeutliche, ruinöse und offene nahm zu und löste einen sog aus, der uns, weil er Folge der Loslösung vom sinngemäßen war eben ganz direkt, gleichsam unschuldig, und naiv erfassen konnte- - bis es sich auf einmal noch weiter verdichtete - dann still wurde und sich schließlich für einen Augenblick die totale offenbarte. wir, die wir als reine kunstbewegung hier waren und von uns nicht mehr als das abverlangten was der Rausch der Gegenwart der Kunst selbst ist, wir fanden es enorm was da ablief und natürlich auch, wie wir das alles in dem Moment gemeinsam teilten und wie es uns verband.

























so sind wir dagesessen mit dem Bleistift in der Hand - gefangen und benommen - im raum - und in der Zeit und haben versucht einen strich aufs Papier zu bringen. Dies ist allen zuerst schwer gefallen, denn niemand hatte Erfahrung damit. Was sollte man zeichnen, den Fries? die eigenen Gedanken? die anderen Mitglieder? die Besucher? wie sollte man einen Anfang finden? sollten sie sich an die totale halten oder am Detail beginnen?

die beiden anwesenden kuenstler waren keine hilfe. durch ihre tägliche Arbeit und durch ihre Ausbildung waren sie nicht darauf ausgerichtet dem kollektiv zu helfen, sondern im Gegenteil das individuelle und die Differenz zu stärken und zu schärfen. Sie hatten keinen antrieb und keine Befähigung zur Hilfe und zum Rat geben.

Joulia Strouss sagte : „entscheidet selbst wie eigenartig falsch ihr zeichnen können wollt“














Dennis Rudolph: „jeder muss seinen weg selbst finden, und am Ende landen alle im nichts“. –

und obwohl für die Frage der konkreten Bildgestaltung die beiden anwesenden Künstler ohne praktischen Nutzen waren – oder vielleicht gerade deshalb - ist es uns als Teilnehmern des Praxisseminares gelungen innerhalb einer Stunde ganz easy etwas aufs Papier zu bringen. wie immer wenn etwas fertig gebracht wird waren wir alle euphorisch. im Grunde konnte es jeder – und so haben wir uns am Ende die Zeichnungen gegenseitig vorgestellt. Alle haben alles gelobt und fuer toll befunden - negatives gab es gar nicht zu sagen, weil in dem Moment auch alles richtig, großartig und voller Leben war.












Brockdorf sammelte die Blätter ein und erklärte sie zum Sammlungseigentum. der Germanist Manuel Brentano führte die video dokumentation durch.


später sind die meisten noch rüber in die kunstwerke zur occupy bewegung gegangen.
dort saßen wir im wunderschönen Kunstwerk von Dan Graham. In den zu einander gewinkelten spiegeln konnten wir uns dann als gruppe selbst sehen - die tollen outfits - jeder individuell viel vintage – rodier, moschino, givenchay, frühe paul smith anzüge, dolce gabana, aber andere auch ganz anderes, etwa 50s sophsticated , lockere smarte streetware und business irony.















alle waren total froh und happy. aber das innehalten währte nicht lange. zu voll waren wir an ideen und tatendrang. so sprachen wir darüber die Bewegung ins Freie zu tragen. verena becker sagte wir muessen Prozessionen machen, öl bilder in den regen stellen und zerlaufen lassen, auf den Teufelsberg steigen und einen Brand entzünden der Heilmann rief zu den panzerhallen, die puschkinowa sagte - ueber brandenburg soll ein atom pilz kommen .